Wohl kaum etwas befeuert die Gerüchteküche der Motorradszene mehr als das Warten auf eine neue Generation der BMW GS. Wir haben bereits bekannte Fakten sowie Spekulationen rund um die BMW R 1300 GS, die am 28. September 2023 in Berlin präsentiert wird, zusammengetragen.
Nicht umsonst führt die jeweils aktuelle Boxer-GS mit großem Abstand das Zulassungsranking in Deutschland und vielen weiteren wichtigen Motorradmärkten an. Die Maschine interpretiert das »GS« in ihrer Modellbezeichnung, also den Spagat zwischen Gelände- und Straßentauglichkeit, so perfekt wie kein Modell der mittlerweile fast unüberschaubaren Konkurrenz. Und dabei gelingt den BMW-Entwicklern bei jeder Generation wieder das Kunststück, dass sich die GS in der jeweiligen Disziplin so gut schlägt, als wäre sie eigens dafür gebaut.
Entsprechend sorgfältig muss bei jeder neuen Boxer Generation mit diesem wertvollen Erbe umgegangen werden, und das GS-Konzept jeweils zeitgemäß interpretiert werden. Auch bei der neuen BMW R 1300 GS, so wird das neue Reiseenduro-Flaggschiff aller Wahrscheinlichkeit nach heißen, lassen sich die Ingenieure in München die gebotene Zeit und spannen damit die Szene mächtig auf die Folter.
Am 28. September 2023 wird BMW die R 1300 GS vorstellen. Das ist nicht mehr lange hin, weshalb bereits das eine oder andere Detail – absichtlich oder unabsichtlich – an die Presse geraten ist. Wir fassen zusammen, was die Kollegen aus den Redaktionsstuben so alles zur neuen Super-GS recherchiert haben. Alle Spekulationen basieren auf Fotos und Videos, die von mehr oder weniger getarnten Prototypen geschossen werden konnten.
Der 1300er Boxer: komplett flüssigkeitsgekühlt und noch mehr Durchzug mit 149Nm
Kommen wir zum Herzstück der R 1300 GS, dem Boxermotor. Hier darf mit Bewährtem aber auch viel Neuem gerechnet werden. Die 2018 eingeführte variable Ventilsteuerung ShiftCam darf als gesetzt gelten. Um die thermische Stabilität des 1300er Boxers zu gewährleisten, scheint BMW sowohl den Öl- als auch den Kühlkreislauf stark modifiziert zu haben. So spekuliert die Zeitschrift MOTORRAD, dass bei dem mutmaßlich exakt 1.300 Kubikzentimeter großen Boxer die mit der R 1200 GS (K50) im Jahr 2013 eingeführte »Präzisionskühlung« durch eine vollständige Flüssigkeitskühlung abgelöst wird. Damit wären auch die Zylinder der R 1300 GS von einem Flüssigkeitsmantel umgeben. Eine Lösung, die auch im Hinblick auf strenger werdende Geräuschvorschriften plausibel erscheint.
Und auch am Ölkreislauf des Boxers scheinen die BMW-Entwickler massive Veränderungen vorgenommen zu haben. Aus einem seitlich neben der »Heldenbrust« zu erkennenden Ölschauglas schließen die Stuttgarter Journalisten auf eine Umstellung auf Halbtrockensumpf-Schmierung, um der Ölschaumbildung durch die Druckpulsationen des Boxers entgegenzuwirken.
Die Leistungsdaten der R 1300 GS ergeben sich bereits sehr konkret aus einer Veröffentlichung des Schweizer Bundesamtes für Straßen (ASTRA), das für die Typgenehmigungen zuständig ist. Demnach dürfen sich künftige Eigner einer 1300er GS auf eine Spitzenleistung von 145,5 PS bei 7.750 U/min sowie ein kraftvolles Drehmoment von 149 Newtonmetern bei 6.500 Touren freuen.
Gewichtsersparnis: Rahmen mit Leichtmetallelementen
Der 1300er Boxer wird als mittragendes Element in einen komplett neu konstruierten Rahmen integriert sein, soviel lassen die Erlkönigfotos von der R 1300 GS bereits erkennen. Die bisherige Gitterrohrkonstruktion aus Stahl weicht einem Verbund, der zumindest teilweise aus Leichtmetallguss-Komponenten besteht, wie auf den von MOTORRAD veröffentlichten Fotos zu sehen ist.
Ob und wie stark der Aluminiumrahmen das Gewicht der R 1300 GS senken wird, ist Gegenstand heißer Diskussionen in der GS-Szene. Die Spezialisten vom Online-Medium 1000PS stellen eine Verschlankung um sechs auf 243 kg Gesamtgewicht in den Raum, was dem Wert der Ducati Multistrada V4 entspräche.
Auf den ersten Blick noch auffälliger als der neue Rahmen ist der Paralever der R 1300 GS. Die Schwinge wirkt komplexer als bei früheren GS-Generationen und gleichzeitig auch kürzer. Letztere Eigenschaft fügt sich schlüssig ins Gesamtkonzept der jüngsten GS, die insgesamt kompakter, jedoch weniger massig wirkt. Ein gute Geländetauglichkeit scheint also auch bei der 2023er R 1300 GS eine ganz hohe Priorität zu genießen. Unterstrichen wird dies durch die Tatsache, dass ein großer Teil der bislang veröffentlichten Spy Shots bei Offroad-Erprobungen geschossen wurde. Als sicher gilt, dass als Vorderradführung der R 1300 GS der bewährte Telelever dienen wird.
Bei den Federelementen darf mit einer neuen Generation des elektronischen Fahrwerks Dynamic ESA gerechnet werden. Die stets gut unterrichteten Redakteure der Zeitschrift MOTORRAD spekulieren, dass künftig nicht nur die Dämpfung, sondern auch die Federvorspannung während der Fahrt angepasst werden kann. Damit wäre auch eine Absenkung der Sitzhöhe vor dem Anhalten denkbar, wie es etwa die Harley-Davidson Pan America in der Ausführung »Special« mit dem System Adaptive Ride Height (ARH) bereits bietet.
Basis für ARAS – R 1300 GS mit Radar
Gut zu erkennen ist auf den in den Fachzeitschriften veröffentlichten Erlkönigfotos der R 1300 GS die Ausstattung mit Radar. Die Einheit sitzt unter dem leicht verkürzten Schnabel. Es war auch nichts anderes zu erwarten, als dass BMW die neue BMW R 1300 GS – standardmäßig oder gegen Aufpreis – mit einer ganzen Menge ARAS (Advanced Rider Assistance Systems) ausstatten würde. Ein Abstandstempomat, bei der R 1250 RT bereits als Active Cruise Control (ACC) implementiert, gilt als Minimalziel. Und schließlich hat die Konkurrenz von Ducati die Multistrada V4 bereits mit radarbasierten Systemen ausgestattet.
BMW R 1300 GS ready for ConVeX?
Inwiefern die neue BMW R 1300 GS für fortschrittliche Technologien wie etwa ConVeX vorbereitet sein wird, darüber lässt sich nur spekulieren. Das Akronym ConVeX steht für »Connected vehicle to everything« und beschreibt die Vernetzung eines Fahrzeugs mit anderen Verkehrsteilnehmern sowie der Infrastruktur. Technologien wie ConVeX bilden die Basis für künftige Sicherheitssysteme, die den Fahrer proaktiv vor Gefahrensituationen warnen und in fortgeschrittenen Ausbaustufen (teil)autonom agieren. Ebenso wie der Mitbewerber Ducati forscht BMW seit Jahren an diesen Technologien. Mit der R 1200 RS ConnectedRide haben die Münchner bereits im Jahr 2017 einen Versuchsträger präsentiert.
Das Design der BMW R 1300 GS
Noch größer als bei der Technik ist die Geheimnistuerei beim Design. Sicher ist, dass auch die R 1300 GS wieder einen Schnabel besitzen wird. Erste Aufnahmen ungetarnter Vorserienfahrzeuge lassen ein kompaktes und etwas leichtfüßigeres Erscheinungsbild als beim Vorgängermodell erkennen. Aktive Aerodynamikkomponenten, wie BMW sie sich bereits 2020 hatte patentieren lassen, sind auf den bislang verfügbaren Aufnahmen nicht zu erkennen. Nachdem Moto Guzzi diese Technologie mit der V100 Mandello bereits in der Serie eingeführt hat, ist es nicht unwahrscheinlich, dass BMW im Zuge einer kommenden Modellpflege auch die R 1300 GS mit aktiver Aerodynamik ausstatten wird.
Wann kommt die BMW R 1300 GS?
BMW wird die R 1300 GS am 28. September 2023 im Rahmen der Eröffnung der neuen BMW Motorrad Welt Berlin unmittelbar neben dem Motorradwerk in Spandau präsentieren. Der Termin könnte nicht besser gewählt sein. Es ist der 100. Geburtstag des BMW-Boxers. Alle Interessierten können die Zeremonie über die Social-Media-Kanäle von BMW verfolgen.
Touratech Zubehör für die BMW R 1300 GS
Touratech hat alle GS-Modelle seit der R 1100 GS von Anfang an mit einem umfangreichen Zubehörsortiment begleitet. So wird es auch bei der neuen R 1300 GS sein. Ganz gleich ob Gepäck, Protektion, Ergonomie oder Fahrwerk – das Motorradzubehör von Touratech wird auch aus der R 1300 GS das Maximum herausholen.